Die Aufführung von Goethes Meisterwerk „Faust“ in einem „Ein-Frau-Stück“ erscheint auf den ersten Blick undenkbar – und doch überzeugte die beeindruckende Inszenierung des Knirps-Theaters aus Bad Ems unsere Sekundarstufe II vom Gegenteil! Astrid Sacher schlüpfte auf der schuleigenen Bühne in Sekundenschnelle in verschiede Figuren und bediente so gleich mehrere Rollen des Stücks. Die Erzählerin und Haushälterin Goethes, die zugleich als Doppelrolle mit Marthe Schwerdtlein aus der Gretchentragödie kumulierte, führte gekonnt durch die Erlebnisse des depressiven Gelehrten Faust, der auf der Suche nach Erkenntnis einen Pakt mit Mephistopheles schließt und verjüngt auf Weltfahrt geht. Geblendet von Teufel und magischem Einfluss verführt er die kindliche Margarete, die nach der Vereinigung mit ihm zum Untergang geweiht ist.
Dabei fasste Marthe immer wieder das Geschehen zusammen, kommentierte und gab auch Nichtkennern des Stücks gekonnt und mit einem Hauch von Ironie Einblicke in Zusammenhänge der Handlung vor dem Hintergrund der himmlischen Wette zwischen Gott und dem Teufel. Denn schließlich geht es um nichts Geringeres als die Seele des Doktors, der mit „zwei Herzen in seiner Brust“ nach Wissen und Genuss strebt, auf der Suche nach dem einen Moment, der ihn innehalten lässt: „Verweile doch, du bist so schön!“
Sichtlich beeindruckt zeigten sich die Schülerinnen und Schüler von der Gesamtkonzeption der Inszenierung: Astrid Sacher sprühte vor Energie auf der Bühne und arbeitete stimmgewaltig mit unterschiedlicher Gestik und Mimik die einzelnen Rollen aus. Dabei griff sie auf eine gewaltige Textmenge zurück und gönnte sich keinerlei Pause: ob Vorspiel im Theater, Prolog im Himmel, des Pudels Kern, Osterspaziergang, Hexenküche, Liebesschwüre oder Hexentreffen – alles war dabei. Mit einem minimalistischen und zugleich sehr funktionellen Bühnenbild stellte sie sowohl Himmel, Studierzimmer als auch Wald und Höhle dar, tanzte auf der Walpurgisnacht und zeigte die Enge des totbringenden Kerkers. In diesem Rahmen beeindruckte Sacher mit dem durchdachten und zugleich kreativen Einsatz der Küchenutensilien als multifunktionale Requisite und Kostümierung und erweckte sogar den schwarzen Pudel zum Leben.
Im Anschluss an die fesselnde Aufführung stand die Schauspielerin allen Interessierten noch Rede und Antwort zum Stück und entführte die Zuhörer in die Welt hinter die Kulisse, indem sie Regiearbeit, die Erstellung des Bühnenbildes und ihren Weg als Schauspielerin beleuchtete.
Wir danken Astrid Sacher für dieses einmalige Erlebnis und werden noch lange von diesem Nachmittag voller theatraler Impressionen zehren!